Rennbericht Ultracycling WM Glocknerman 2014
Ultrarad WM Glocknerman 2014

Drei Wochen vor dem Start konnte ich mit der Uni endlich abschließen und mein gewünschtes Leben beginnen. Radfahren, arbeiten und ein wenig Zeit für soziale Kontakte. Davor bestand mein Leben aus einer eigens aufgezwungenen Isolation zwecks Bachelorarbeit, sowie zu viel beruflicher Verpflichtungen durch fehlendes Personal im Betrieb.
So war für mich die klare Zielsetzung die Ultrarad WM „nur“ zu finishen, um halbwegs Kilometer zu sammeln für die anderen bevorstehenden Herausforderungen.
Mit der Familienbetreuung Silvia (Cousine), Christian (Silvias Partner), Gabi (meine Tante) und Dagmar (meiner Mama), hieß es dann ab Donnerstag 12 Uhr „Start frei“ für 1050KM mit ca. 16.000 Höhenmeter. Die ersten 20KM ging es als geschlossenes Feld zum offiziellen Start.
Von hier ging das Rennen direkt mit kurzen bissigen Anstiegen in Richtung Kitzeck.
Hierbei kristallisierte sich schnell eine erste größere Gruppe von etwa 7-8 Mann, die in Richtung Soboth unterwegs waren. Da ich mich die letzten Trainingstage mit leichten Knieschmerzen herum plagte, entschloss ich mich, die Soboth mit einem gleichmäßig hohem Tempo von vorne hoch zu fahren. Dadurch kristallisierte sich die Spitzengruppe mit Jacob Zurl, Lasse Igbert, Bernhard Steinberger, Manuel Geyer und mir heraus. Wir fünf haben uns an den Bergen nichts geschenkt und in den flachen Abschnitten gleichmäßig Führungsarbeit verrichtet. Die Betreuung haben sich sogar die Betreuer teilweise geteilt. Das Team um Bernhard hat mit einer extra Lichtanlage die Straße in den Nachtstunden erleuchtet, die Musikbox von Manuel hat uns des öfteren musikalisch aufwärts motiviert, die Crew von Jacob hat uns den „rechten“ Weg gezeigt und meine Crew hat bei den Abfahrten mir als schnelleren Abfahrer die Straßen erleuchtet. Lasses Crew war als weiterer Streckensicherer auch ein wichtiger Teil. So haben wir den ersten von vier Teilabschnitten mit
315 KM in knapp 10,5 Stunden vollbracht bevor es in den Abschnitt Winklern-Hermagor-Lesachtal-Winklern ging. Auf diesem sehr welligen Streckenabschnitt hatte zunächst Lasse aufgrund von Kreislaufproblemen abreißen lassen müssen. Als ich einen Patschen am Vorderrad hatte, hat die Gruppe auf mich gewartet hat, sodass wir weiterhin zu viert Winklern erreicht haben und ab dem Beginn des Großglockners unser eigenes Rennen fortgeführt haben.
Aufgrund meiner schlechten technischen Wartung des Wettkampfrades hatte ich nun passend zum Glockner keinen ersten Gang und das Ersatzrad vom Sebi wollte ich noch nicht verwenden.
So kletterte ich nach kurzen Reparaturversuchen halt im zweiten Gang über den Berg und erreichte die Edelweißspitze mit 10 Minuten Rückstand und einer kleinen Bierbotschaft für den bis dato führenden Bernhard Steinberger. Abwärts Richtung Zell entwich mir ein wenig die Lust. Ich merkte, dass ich schlaftechnisch nicht gut vorbereitet war und entschloss mich zu einer 15-minütigen Schlafpause. In dieser Zeit konnte Manuel wieder auf mich aufschließen und wir konnten gemeinsam Richtung Kehrtwende und zum erneuten Anstiegsbeginn des Glockners fahren. Von hier an trennten sich auch unsere Wege. Anschließend hatte ich noch einen kleinen Geistesblitz. Da sich meine Knieprobleme aus mir unerklärlichen Gründen von links nach rechts verlagerten, entschloss ich mich einfach, den rechten Schuh gegen einen anderen Schuh zu tauschen. Ich fuhr von da an schmerzfreier mit dem Rad vom Sebi meinen Stiefel hoch und kam oben mit etwa 15 Minuten Rückstand auf den nun Zweitplatzierten Bernhard an. Der Rückstand auf den Führenden Jacob betrug zu dieser Zeit etwa 30 Minuten. So hieß es nun noch 340 KM mit etwa 4000 Höhenmetern zu überwinden. Gegenwind erschwerte diesen letzten Streckenabschnitt und nagte teilweise an meiner Motivation. Als ich Sam Weiß (Classic Teilnehmer mit 800 KM) überholte, zog ich diesen noch ein wenig in den flachen Abschnitten mit, bevor er nach langer Überlegung sein Rennen aufgrund zu hoher Schmerzen aufgeben musste.
Ab den welligen Abschnitten fuhr ich wieder mein eigenes Tempo und zählte, motiviert durch viele Facebook-Einträge, jeden Kilometer runter.
Die letzten 100 KM haben es dann, wie es sich für eine WM gehört, nochmals in sich gehabt. Mit etwa 2000 Höhenmetern ging es dann bergig aufwärts. Irgendwo dazwischen, mir allerdings unbekannt, habe ich Bernhard überholt und fuhr somit an Gesamtrang 2 liegend weiterhin 30 Minuten hinter Jacob hinterher. Diesen Abstand sollte ich zum Ziel hin nicht mehr verringern können, sodass ich nach 39 Stunden und 35 Minuten das Ziel erreichte.

Der Rückstand auf den verdienten Weltmeister Jacob Zurl betrug letztendlich 49 Minuten.
Mit einer Stunde Rückstand erreichte Bernhard als Altersklassenweltmeister und dem Gesamtrang 3 das Ziel. Manuel musste aus unbekannten Gründen aufgeben.
Lasse hat sich trotz arger Knieschmerzen noch ins Ziel gequält und darf sich nun als glücklicher Finisher seines ersten Ultraradrennens nennen.
Zu nennen gilt auch die Betreuungsleistung meines Teams. In den wichtigen Momenten war das Team mit meinen Bedürfnissen da und hat in Kombination mit den Garmins von Sebi und Gerd keinen Verfahrer verursacht.
Meine Bedürfnisse, die ich während des Rennens verwand, bestanden aus: als Getränke Headstart mit einer kleinen Prise Fleur de Sel., als Nahrung gab es Babynahrung von Hipp (Früchtespaß), einen selbst gebackenen Bananenkuchen mit Schokotröpfchen, selbst gebackenes Mehrkornbrot mit Butter, Schokocookies, 6x Calippo Eis, 5 Bananen und einmal eine kleine Portion Nudeln mit Brühe.
In diesem Sinne hoffe ich euch ein wenig mehr Einblicke in mein Radrennen und meine Erfahrungen im Ultracycling gegeben zu haben. Auch ich habe von diesen selbst erlebten Erfahrungen bei diesem Rennen mal wieder erneut profitiert.
Keep Racing
Pierre






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