4164 km und 46.964hm in 19Tagen! Ich habe es geschafft!

Vom 30. Juni 2008 bis zum 18. Juli 2008 bin ich meine „Tour de France“ gefahren.

Am 29. Juni 2008 bin ich noch den großen Straßenpreis des Donnersbergkreises mitgefahren. Ein C-Klasserennen, bei dem 70,2 km mit ordentlichen Höhenmetern gefahren werden mussten. Genau mein Ding! Sechster Platz und damit meine erste Platzierung als Lizenzfahrer. Was für ein Erfolg!

30.06.2008 Der Start meiner Tour erfolgte aufgrund des Lizenzrennens in Kirchheimbolanden. Durch die hügelige Pfalz habe ich bereits nach den ersten 70 km 1000hm. So wie die Tour begann, dachte ich nur, dass kann ja was werden: nach 100km konnte ich den Schlauch und den Mantel am Vorderrad wechseln. Bei Tageskilometer 120 konnte ich mein Glück kaum fassen. Auch der hintere Mantel platzte auf! Das Ziel der ersten Etappe war Raon l`Etape.

KM 279.72 Fahrzeit 11:14 KMH 24,87 HM 3.025 Herz 126 Herzmax. 161

EdT (Erkenntnis des Tages): Ich kann doch noch Französisch sprechen

01.07.2008 Es ging es über stark welliges Terrain weiter. Mittags wurden die 40Grad geknackt. Gegen Abend kam ich ins französische Ruhrtal. Ich fuhr durch Waldgebiete und neben einem kleinen Fluss immer leicht bergauf. Gegen 21.15 Uhr endete meine Etappe in der schöne Ortschaft Pouilly en Auxios. Ich hatte eigentlich meinen Schlafplatz in einem Garten. Als in der Nacht aber ein Gewitter aufzog, durfte ich in die Garage, wo ich dann auch schlafen konnte.

KM 290,55 Fahrzeit 11:11 KMH 25,97 HM 2.491 Herz 123 Herzmax. 150

EdT: Ich hasse Gewitter!

02.07.2008 Ich wurde morgens von oben geduscht. Die Strecke heute war wieder hügelig. Nach 100 km hatte ich schon 1500hm beisammen. Von einem belgischen Radtouristiker erfuhr ich, dass ein Unwetter aufziehen soll. Ich versuchte, den Wolken davon zu fahren. Das klappte bis etwa 17 Uhr. In Jaligny zog das Gewitter auf und ich sah einen Mann, der gerade seine Garage schließen wollte. Ungefragt fuhr ich hinein und bat ihn, dass ich mich hier unterstellen könne. Wir kamen ins Gespräch und da der Regen immer stärker wurde, durfte ich hier dann auch noch übernachten.

KM 178 Fahrzeit 7:12 KMH 24,59 HM 1900 Herz 115 Herzmax. 151

EdT: Das Wetter ist doch schneller als ich, aber ich hab es versucht!

03.07.2008 Ich fuhr bei 11 Grad im Regen los und er ließ auch nicht nach. In der Mittagszeit wurde ich in Riom von einem Pärchen in einem weißen Polo angesprochen, ob ich nicht einen heißen Kaffee trinken möchte. Da das Wetter nicht besser wurde, nahm ich das Angebot an. Später stellte sich heraus, dass der junge Mann, Oliver, Deutscher und die junge Frau, Bea, Portugiesin ist, die in Frankreich leben. Außerdem lernte ich die französische Labradordame, Orange, kennen. Oliver und Bea haben mich angesprochen, weil sie neugierig auf meine Tour waren. Sie planten gerade selbst eine Radtour in Deutschland entlang des Rheins und so hatte neugierige Zuhörer, die alles über meine bisherigen Radtouren und Erfahrungen wissen wollten. Da das Wetter nicht besser wurde, nahm ich das Angebot, hier zu schlafen, gerne an.

KM: 96,50 Fahrzeit 3:56 KMH 24,48 HM 681 Herz 107 Herzmax 135

EdT: Ich versteh französisch.

04.07.2008 Heute ging es über den Petit Puy de Dome. Außerdem standen zwei Tour de France Berge auf dem Plan und zwar der Col de la Croix Morand und den Super Besse und viele kleine unbekannte Hügel, wo es immer wieder runter auf 800 und rauf auf 1000hm geht und das an diesem Tag bei Traumbedingungen um 25 und mehr Grad Celsius!

KM 221,22 Fahrzeit 9:17 KMH 23,79 HM 3.937 Herz 130 Herzmax. 161

EdT: Zentral Massiv ist echt massiv, aber landschaftlich wunderschön!

05.07.2008 Der Atlantik war jetzt nur noch knapp 400km entfernt. Das Wetter war nicht ganz so auf meiner Seite. Kurz nach der Abfahrt von Saint Privat nach Argentat fing es an zu regnen! Zum Glück denn so konnte ich noch die Serpentinchen mit fast 40 km/h fahren und da ich ja nicht unbedingt schon in der ersten Woche die Bremsen wechseln wollte, konnte ich ein wenig Bremmsgummi sparen. Von nun an sollte mal meine Route etwas flacher verlaufen, da ich ständig parallel der Dordogne entlang fuhr. Dann fuhr ich durch endlich viele Weingebiete. Auch wenn es nur viele kleine Hügelchen waren, so taten sie mit der Zeit weh. Bei einem Weinbauer durfte ich in einer Scheune übernachten.

KM 243,12 Fahrzeit 9:09 KMH 26,51 HM 1.468 Herz 112 Herzmax 142

EdT: Sogar Weinbauer sind sehr hilfsbereit.

06.07.2008 Bei Schmuddelwetter ging es Richtung Atlantik. Aber schlimmer war der Gegenwind. Langsam kam ich in die vertraute Region der Atlanktiküste, welche ich noch in guter Erinnerung vom letzten Urlaub hatte. Endlich! Ich hatte mein erstes großes Ziel erreicht: Contis. Dort machte mein Sportlehrer Urlaub in einem Surf Camp. Nach 1400km in sieben Tagen konnte ich in einem eigenen Appartement in einem richtigen Bett wunderbar schlafen.

KM 170,33 Fahrzeit 6:29 KMH 26,30 HM 683 Herz 115 Herzmax 145

EdT Auf langen Straßen kann man sehr vereinsamen!

07.07.2008 Für heute steht die Ankunft am Fuße der Pyrenäen an. Der Marie Blanque wird zwar dieses Jahr von der Tour nicht gefahren, doch wenn man schon mal hier ist… Nachdem ich den ersten Pyrenäenberg überquert hatte, konnte ich mehr oder weniger bis nach Laruns rollen.

KM: 200,32 Fahrzeit 7:52 KMH 25,28 HM 2033 Herz118 Herzmax 154

EdT: Danke Oma, Opa, Oma und Terry, dsas ihr die Wolken immer wegschiebt!

08.07.2008 Strahlend blauer Himmel, allerdings sehr kalt! 10Grad! Als erstes stand nun der Aubisque auf dem Programm. 18 km Steigung und 1300hm. Nach einer kurzen Abfahrt bei 6Grad kam ein kleiner Konterhügel mit 4 km Anstieg (mit immerhin 6% im Durchschnitt): der Col de Soulor. Die Abfahrt bis nach Ayrros fuhr ich immerhin bei angenehmen 12 Grad. Weiter ging es in das Skigebiet Hautacam rauf. Da dieser Berg eine Sackgasse ist, habe ich mein Gepäck in einem Restaurant abgestellt. Ich habe es sehr genossen ohne Gepäck zu fahren und ich bin die 14,5km und 1036hm (Durchschnitt 7,2%) in einer Stunde und fünf Minuten gefahren. Schnell wieder runter, das Gepäck wieder aufgesammelt und ab ging es zum Tourmalet. Der Tourmalet bedeutet die Hölle der Pyrenäen: 20km mit durchschnittlich 7.5% Steigung; 1500hm am Stück; rauf auf 2115 Meter! Nach einer Stunde und 50 Minuten bin ich am Gipfel angekommen. Nach einer rasanten Abfahrt folgte der nächste Anstieg: der Col de Aspin (12 km mit „nur“ 600hm). Das schlimme war aber, dass die ersten fünf Kilometer nur 2-3 Prozent Steigung hatten. Das hieß, zum Schluss wurde der Anstieg richtig hart. 50 Minuten später war ich oben. Nach der Ortschaft Arreau ging es zum Col de Peyresurde (16km und 850hm). Es war viertel vor acht, als ich oben war. Schnell die Abfahrt nehmen und Bagnes de Luchon ist heute mein Ziel.

KM 200,32 Fahrzeit 10:07 KMH 19,72 HM 5.757 Herz 125 Herzmax. 174

EdT: Ich glaube Glück kann man sich erarbeiten!

09.07.2008 Gut gestärkt ging es Richtung Sankt Beat. Vor mir lag der Col del Mente. Ein echter Höllenberg! 9,5 km im Durchschnitt 9 Prozent. Hier musste ich mich eine Stunde lang quälen. Aber es ging ja noch weiter. Schließlich wollte ich heute raus aus den Pyrenäen. Es folgte der Port d Aspet (4.4 km mit 9,75 % Steigung). Dort liegt die Gedenkstätte von Fabio Casatelli, der hier bei der Tour de France verunglückte, weil er keinen Helm trug! Nach etwas mehr als 28 Minuten war ich oben. Vor mir lag nun der letzte Berg des Tages, den auch die Tour fährt: der Col de Port (12,5km, 620hm, 5 % im Durchschnitt). Auf der Abfahrt konnte ich mich erholen und es ging in Richtung Foix. Je näher ich dem Mittelmeer kam, musste ich plötzlich mit der Hitze klar kommen. Über 34 Grad und das bis abends. Meine heutige Etappe endete in Argues.

KM 228,82 Fahrzeit 10:05 KMH 22,71 HM 3.154 Herz 119 Herzmax 154

10.07.2008 Halbzeit und ich habe schon über 2100km in den Beinen und 25.000hm erklommen! Kann es noch schlimmer werden? Der Gepäckträger hat bis hierhin immer treue Dienste erwiesen und ich fühle mich auch noch sehr wohl in meiner Haut!
Nach dem Col de Paradies hatte ich erst 40km, aber immerhin schon wieder 1000hm erfahren. Ab Narbonne wurde es flacher. Von Montpellier ging es weiter Richtung Nimes. Hier merkte ich, dass das Hinterrad irgendwie bremst. Drei Speichen waren kurz davor auszubrechen. Ich war kurz davor, aufzugeben. Nach Telefonaten mit meiner Schwester, meiner Freundin und einem Vereinskollegen war klar: ich werde nicht so einfach aufgeben!

KM 260,13 Fahrzeit 9:58 KMH 25,80 HM 1.662 Herz 112 Herzmax 150

EdT: Es tut gut, so viele Menschen im Rücken zu haben, die einen ständig motivieren

11.07.2008 Ich hatte Glück im Unglück. In der Nähe war ein Fahrradgeschäft und dort bekam ich ein neues Laufrad. So konnte ich meine Tour fortsetzen und es ging weiter Richtung Avignon. Kurz vor Embrun gab es ein optisches Highlight: eine Kirche mitten auf dem See. Das sah sehr idyllisch aus. In Embrun kam ich bei einer Familie unter, die gerade hier einen Wanderurlaub machten.

EdT: Es geht doch nichts über einen Familienurlaub und französischem Käse.

KM 240,82 Fahrzeit 8:50 KMH 27,30 HM 1987 Herz 112 Herzmax 145

12.07.2008 Es ging Richtung Col Angel (20,5km mit 6,6% Steigung). Die langgezogene Abfahrt auf italienischem Terrain. Der nächste Anstieg hatte es in sich: 21 km mit 6,9 % im Durchschnitt und es kündigte sich ein Unwetter an. Das Gewitter zog auf, als ich auf halber Höhe war. Mir blieb nichts anderes übrig, als weiter zu fahren. Nach 200km habe ich es tatsächlich noch geschafft einen 160er Puls zu bekommen. Ohne vom Blitz getroffen bin ich oben angekommen. In der nächsten Ortschaft hatte ich Glück und bin bei zwei polnischen Gastarbeitern untergekommen.

EdT: Jetzt verstehe ich, warum Polen zu Weihnachten immer ein Gedeck mehr decken! Danke für solche Traditionen!

KM 216,74 Fahrzeit 10:00 KMH 21,70 HM 4.259 Herz 121 Herzmax 160

13.07.2008 Es ging weiter Richtung Isola. Heute stand der Königsberg an: der Col de la Bonette (25,5 km mit 6,5 % im Durchschnitt). Dies ist die höchst befahrbare Alpenstraße Europas. Hier waren auch viele Rennradfahrer unterwegs, allerdings mit Begleitfahrzeuge. Dann kam die bei 12 Grad kühle Abfahrt. Ich liebe Abfahrten und ich hatte Spaß, die anderen Radfahrer und die Begleitfahrzeuge nach und nach zu überholen. In Jaussier angekommen, ging es den Col de Vars hinauf. Hier habe ich 80 Minuten für die 900hm gebraucht. Runter ging es Richtung Briancon, wo der Col de Galibier auf mich wartete mit 27km Anstieg! Immer wenn ich diesen Bergnamen höre denke ich an meine Oma. Als ich 2005 den Galibier gefahren bin, habe ich erfahren, dass meine Oma im Sterben liegt. Ich bin dann nach Briancon und mit dem Zug zur Oma gefahren. Auch wenn sie es nicht wollte, aber mir war es wichtig, ihr diese letzte Ehre zu erweisen. Nach knapp zwei Stunden kam ich oben an: bei 2Grad Celsius! Ich zog alles an, was ich hatte und es ging bergab. In Valloir entschied ich dann, nicht weiterzufahren, weil ich so gefroren habe. Ich habe eine tolle Unterkunft gefunden und die heiße Dusche war unbeschreiblich.

KM 215,34 Fahrzeit: 10:36 KMH 20,30 HM 4883 Herz 120 Herzmax 151

EdT: Der Galibier wird immer der Berg für meine Oma sein.

14.07.2008 Auf in den Kampf letzter Tag der Tour de France. Wieso letzter Tag? Weil nach dem Alp d´Huez alles vorbei ist. Ab dann heißt es bloß so schnell wie möglich nach Hause mit Zwischenstopp in Zell im Wiesental und Zwischenstopp Ludwigshafen. Bei Regen fuhr die den Konterberg des Galibier, den Col du Telegraphe hinauf. Bei der schönen langen Abfahrt bis nach Saint Jeand de Marienne war es noch immer saukalt. Nachdem ich mich im Supermarkt aufgewärmt hatte, fuhr ich den Col de Crox de Fer mit 31km und 1500hm. Nach zwei Stunden und 30 Minuten bin ich oben angekommen. Auf der Abfahrt habe ich einen neuen Gepäckabfahrtsrekord mit 85,7 km/h aufgestellt. Nun lag noch der Berg der Berge vor mir: der Alp d´Huez. Der Berg mit den 21 Kehren mit 13,8 km und 1000 hm (7,9 % Steigung). Ich kam gut hoch. 90 Minuten später war ich oben. Heute endete meine Tour in Chambery.

EdT: Alpe d Huez und damit persönliche Zieldurchfahrt der TdF!

KM 226,42 Fahrzeit 10:24 KMH 21,75 HM 3.579 Herz 110 Herzmax 145

15.07.2008 Es sind zwar noch 800 km bis nach Hause, aber die Berge sind hinter mir. So ging es gemütlich Richtung Schweiz an Seen vorbei.

KM 215,67 Fahrzeit 9:35 KMH 22,23 HM 2093 Herz 98 Herzmax 138

EdT: See nach See und trotzdem kommen Hügel, die tun weh.

16.07.2008 Erneut ging es an einem See entlang in Richtung Deutschland. Mein heutiges Ziel war Zell im Wiesental. Hier wohnten Freunde von Bea und Oliver, die mich freundlich aufnahmen.

KM 190

EdT: Ich will nur noch zu meiner Liebsten.

17.7.2008 Heute morgen fing es nochmal an zu regnen. Das Ende der heutigen Tour sollte Ludwigshafen sein, wo ich auch eine sichere Schlafstätte hatte. 270km! Leider musste ich noch einen kleinen Berg erklimmen, der seinem Namen alle Ehre macht: Notschrei. In Freiburg war es dann soweit: ich habe eine Schiene übersehen und bin dann in die Wiese gefallen. Nach 3800km mein erster Sturz! Es ging weiter Richtung Baden Baden den Rhein entlang. Mutterstadt, Schifferstadt, Speyer… Erst um 23 Uhr war ich an meinem Ziel angekommen: 12 Stunden und 320 km.

EdT: Es ist schon komisch, dass ich so allmählich traurig darüber bin, das bald alles vorbei ist.

KM 320,45 Fahrzeit: 12:10 KMH 26,35 HM 1.325 Herz 109 Herzmax 141

18.07.08 Mein letzter Tag! Leicht hügelig ging es über Bad Kreuzlingen Richtung Bingen am Rhein. Ich habe den Rhein extra verlassen, da er ab Ludwigshafen einen großen Schlenker macht, den ich mir sparen wollte. Doch der Wind, den ich auch an den hügeligen Straßen hatte, hat mir wohl jeden Vorteil wieder genommen. Träge fuhr ich Richtung Bingen an der Lorelei vorbei. Um 17 Uhr wollte ich in Koblenz sein und dort den Zug nehmen. Ich wollte unbedingt heute Nacht bei meiner Freundin sein. Ich habe es rechtzeitig geschafft und bin überglücklich, dass alles soweit so gut gelaufen ist!

EdT: Heute sage ich noch „Nie wieder“ und ab morgen plane ich meine nächste Tour!

KM 175 Fahrzeit 7:33 KMH 23,32 HM 895 herz 99 Herzmax 142



An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei all den Menschen bedanken, die mich so herzlich aufgenommen haben, und an alle, die an mich glauben und mich unterstützen! Vielen, vielen Dank.




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