Rad(s) Fatz nach Kroatien (2004)
Meine erste große Tour bestand aus 1305 km in sieben Tagen mit einem Ruhetag. Bereits als ich 15 Jahre alt war, hatte ich die Schnapsidee, mit dem Rad nach Mallorca zu fahren. Am 16. Juli 2004 (mit 19 Jahren) habe ich dann den endgültigen Entschluss gefasst, eine solch lange Tour zu fahren. Als Ziel bot sich Kroatien an, da mein Cousin zu dieser Zeit dort im Urlaub war und mich wieder zurück mitnehmen konnte.
Mein Bericht über meine erste Tour ist zwölf Seiten lang und ich habe alles niedergeschrieben, was ich erlebt, wie ich mich gefühlt habe und welche tollen Menschen ich bei dieser Tour kennengelernt habe. Dies wäre hier sicherlich zuviel des Guten, so dass ich ein kleines „Best of“ zusammengestellt habe:
Meine Oma war meine größte Gegnerin einer solchen langen Tour, vor allem weil ich ja alleine unterwegs war, ohne zu wissen, wo ich übernachte. Aber schließlich hatte ich auch ihren Segen und das Abenteuer konnte beginnen.
Mit meinem Nishiki-Trekkingbike (mit dem ich auch schon Radmarathons u.a. in Lüdenscheid gefahren bin) und dem Kartenmaterial und der Routenplanung vom ADAC (geplant waren 1200 km) ging es los. Bei dieser Tour habe ich erstmals Radschuhe mit dem SPD-Pedalsystem genutzt und bereits beim Überqueren der ersten Rheinbrücke konnte ich mich von den Vorteilen des Klicksystems überzeugen.
Bei Sonnenschein und guter Laune bin ich über Siegburg weiter Richtung Limburg gefahren. Trotz guter Wetterprognose hatte sich der Sonnenschein leider nicht mehr lange gehalten, weshalb ich im Taunus baden gegangen bin. Innerhalb von zehn Minuten war alles durchnässt und ich musste feststellen, dass die Radtaschen nicht dicht waren und alles nass wurde, sofern es nicht in Plastiktüten eingepackt war.
Nach knapp 240 km und gegen 22 Uhr suchte ich in der Nähe von Königstein eine Übernachtungsstelle. Ich durfte mein Einpersonenzelt mit Zustimmung der Eigentümer vor deren Haus auf einer Wiese aufstellen. Die Augen fielen schnell zu, aber dann zog um halb drei ein Gewitter auf. Ich habe einen gewissen Respekt vor Gewitter und stellte mich zunächst mit dem Schlafsack an dem Haus unter. Als es schlimmer wurde, habe ich bei der Familie Daetz geklingelt. Ich musste zweimal schellen und sie sahen nicht sehr glücklich aus, dass ich sie aus dem Schlaf geweckt habe. Sie hatten aber Verständnis und boten mir ihren Keller an, wo sich auch eine Matratze befand. Dort konnte ich wunderbar schlafen und musste keine Angst mehr haben. Morgens durfte ich sogar noch ihr Bad benutzen und wir haben zusammen einen Kaffee getrunken. Dabei bin ich gar nicht so ein großer Kaffeetrinker, aber dieser Kaffee hat doch geholfen, ein wenig auf Touren zu kommen.
Nach einem Frühstück ging es weiter. Als ich am Feldberg vorbeifuhr, hat es mich irgendwie sehr gereizt dort mal eben so - weil man ja sonst nichts zu tun hat - hoch zu fahren. Dort bin ich dann die schnellste Abfahrt mit Gepäck gefahren: 73 km/h! Leider fand der Gepäckträger das nicht so gut und es hat knack gemacht. Ich konnte das Fahrrad nur mit sehr viel Mühe schieben. Aber ich hatte Glück im Unglück. Zwei Kilometer weiter befand sich ein Fahrradgeschäft. Dort gab es einen neuen Gepäckträger, einen neuen Mantel und einen neuen Schlauch.
Es ging weiter nach Offenbach, von wo ich am Main entlang in Richtung Bad Mergentheim fahren wollte. Nach 210 km kam ich in Königsheim an (kurz vor Taubersbischofsheim). Vor einem Haus standen zwei Frauen, die ich freundlich angesprochen habe, ob sie eventuell eine Übernachtungsmöglichkeit für mich hätten. Eine der Frauen, Frau Gerstenkorn, ging ins Haus und schickte ihren Mann heraus, da er dies entscheiden sollte. Ich habe mich freundlich vorgestellt und Herr Dr. Gerstenkorn war direkt sehr bemüht um mein Wohl. Er hat mich gefragt, ob ich Durst habe und Hunger habe oder ähnliches und hat mich in sein Haus eingeladen und wir haben zusammen mein Fahrrad in die Garage geparkt. Sofort hat mich auch Pedro, ein schöner großer Hund mit braunem Fell angebellt, weil ich ja fremd war. Doch nach kurzen Streicheleinheiten von mir und einem Machtwort vom Herrchen war er auch ruhig. Die Gastfreundlichkeit war unfassbar. Mir wurde eine Kleinigkeit warmes zu essen gemacht, es gab auch noch Brot und was zu trinken und ich durfte nicht helfen, vielmehr sollte ich erst duschen gehen. Nach dem Essen hat Herr Dr. Gerstenkorn mir eine Routenempfehlung gegeben: die romantische Straße! Zusammen haben wir meine Mutter angerufen. Ich hätte gerne das Gesicht meiner Mutter gesehen, als sich Herr Dr. Gerstenkorn sich auch mit Doktortitel vorgestellt hat. Aber er stellte gleich klar, dass ich gut angekommen bin und ich konnte auch kurz mit ihr telefonieren. In dem ehemaligen Wartezimmer wurde eine Liege aufgestellt, wo ich wunderbar schlafen konnte.
Am nächsten Morgen wurde ich per Weckservice von Herrn Dr. Gerstenkorn geweckt. Wir haben zusammen gefrühstückt. Frau Gerstenkorn hat mir noch Brote für unterwegs geschmiert, damit ich auch ja nicht verhungere. Herr Dr. Gerstenkorn hat noch extra Bekannte angerufen, um sich zu erkunden, wie man am besten auf die Route der romantischen Straße kommt. Zum guten Schluss beteiligte sich Herr Dr. Gerstenkorn noch als Teilesponsor an meiner Radtour. Eine solche Gastfreundlichkeit hatte ich kaum für möglich gehalten.
Mein heutiges Ziel war Augsburg. Herr Dr. Gerstenkorn begleitete mich noch auf den ersten fünf Kilometern und konnte erstaunlich gut mithalten. Aber dann war ich wieder auf mich alleine gestellt. An diesem Tag suchte mich das Gewitter praktisch zweimal auf. Einmal habe ich einen Mann kennengelernt, der mich mit in seine Modellflugzeugwerkstatt mitgenommen hat und mir seine Flugzeuge gezeigt hat. Er hatte sogar ein Flugzeug, welches bis zu 300 km/h fliegen kann. Als das Gewitter scheinbar vorbei war, fuhr ich weiter. Keine acht Kilometer weiter kam das nächste Unwetter. Bei anbrechender Dunkelheit und mit Knieschmerzen plagend lernte ich Donauwörth kennen. Gegen 22 Uhr versuchte ich mal wieder mein Glück eine Schlafunterkunft zu finden. Die erste Anfrage blieb erfolglos, da in dem Haus Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden. Ich bin zwei Häuser weiter gerollt und ich dachte mir, dass es hier eventuell schwieriger wird, weil ich hier nicht auf dem Land war, sondern eher in einer Stadt. Die zweite Anfrage bei einem jungen Mann, so Mitte 30, bekam ich wiederum die Antwort, dass Renovierungsarbeiten ein Hindernisgrund waren. Dann geschah etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Der Mann ging in seine Wohnung und kam mit seiner Geldbörse wieder raus. Er sagte, dass in der Nähe eine Jugendherberge sei und wenn die geschlossen haben sollten, dass 50 Euro für eine Nacht im Hotel reichen sollte. Ich war total fassungslos: hat mir gerade einer Fremder 50 Euro geschenkt? Mein Glück kaum gefasst, fuhr ich weiter und sah eine offene Haustür. Ich habe geschellt und es kam Herr Weidner, welcher alleinstehend war. Als ich das erste Mal seine Stimme hörte, musste ich ein wenig schmunzeln. Denn sie hörte sich an wie die Stimme des ehemaligen deutschen Kanzlers Helmut Kohl! Herr Weidner wollte mich nicht ohne weiteres gehen lassen. Schließlich sagte er, dass es Schicksal sein muss, dass ich gerade jetzt vor seiner Tür stehe. Und fremd oder nicht, wenn ich ihn berauben sollte, dann sei es genauso Schicksal und er hätte sich dann halt in dem fremden Menschen, sprich mich, getäuscht. Was er natürlich nicht getan hat! Er bot mir ein sein Gästezimmer an, welches das ehemalige Zimmer seiner Frau war, wenn ich es richtig verstanden habe. Dann fragte ich ihn, ob es so was wie ein Pizzataxi hier in der Umgebung gibt, da ich mal unbedingt was mit Nudeln essen musste. Denn während der Fahrt ist schlecht mal was größeres und warmes zu essen. Ich habe doch schon genug Gewicht an „Bord“. Aber nun kam das, was kommen musste. Herr Weidner wusste nicht wirklich, was ein Pizzataxi ist. Aber dafür gibt’s ja das Örtliche. Schnell eine Pizzeria gefunden und eine große Portion Nudeln mit Tomatensoße als auch eine kleine Pizza Schinken bestellt. Und dabei kam noch eine Flasche Cola, da man immer Zucker brauchen kann. Nach dem Essen haben wir uns über meine Tour unterhalten und anschließend bin ich schlafen gegangen. Das war eine richtig gute Nacht. Ein Bett und nur einen Wunsch: schlafen und mein Knie auskurieren lassen.
Morgens bin ich dann ohne Probleme aufgestanden. Die Schwester von Herr Weidner, die im Nachbarhaus wohnte, hat mich dann noch zum Frühstück eingeladen. So saßen wir dann zu viert am Frühstückstisch und ich bekam Milch und Semmeln - wie es auf bayrisch heißt - und durfte mir sogar noch Semmeln für unterwegs machen! Denn wie sagte der Mann von Herr Weidners Schwester, hier geht keiner ungestärkt weg, außer derjenige will es so. Nachdem ich gefragt habe, woher diese Gastfreundlichkeit kam, ist mir eines aufgefallen. Diese Leute egal wo ich war, sind nicht anders als ich. Denn wie Herr Weidners Schwester sagte, wenn eines ihrer Kinder mal unterwegs ist auf solch einer Tour, dann würde sie sich auch sehr freuen, wenn sie dann so ein Glück haben wie ich es habe. Und bei mir würden sie solch ein Glück auch haben! Nachdem ich dann gestärkt war, bot Herr Weidner mir 50 Euro an, welche ich durch die tolle Verpflegung usw. erst nicht annehmen wollte. Doch die Schwester von Herr Weidner sagte dann, dass es wirklich kein Problem sei, da ihr Bruder keine Geldprobleme hätte.
Der heutige Tag war irgendwie komisch! Er fing so gut an, doch schon nach einigen Metern merkte ich, dass mein Knie wieder Probleme machte. Da ich dies auch meiner Mutter berichtete, hat sie mir gesagt, wo ich hier in der Nähe eine Kniebandage kaufen könnte, was ich dann auch getan habe. Im ersten Moment ging es mit der Bandage auch zum Glück was besser.
Das Wetter sah trocken aus, doch kurz vor Augsburg zogen schon wieder die ersten Regenschauer heran. Leider nicht nur Regenschauer! Sondern auch arge Knieschmerzen, sodass ich dort schon auf dem Weg ins Krankenhaus war, denn eine ärztliche Meinung kann ja nie schaden. Nachdem ich dann fragte, wie lange ich zu warten hätte, bin ich so dickköpfig wie ich bin einfach weiter gefahren. Der Regenschauer war ja schließlich schnell vorbei also warum sollte es da meinem Knie nicht anders ergehen! Doch leider war dem nicht so. Ich konnte nur noch mit schmerzverzerrtem Gesicht fahren. Zum allem Übel kam noch hinzu, dass ich mich ein wenig verfahren hatte, da ich ja nicht eine Fahrradroute hatte sondern eine Autoroute. Und so dann ständig in Schlangenlinien nach Peiting fuhr.
Aber ein „Unglück“ kommt selten alleine. Denn mein Fahrradtacho meinte wie mein Knie mir Probleme zu bereiten und hat nach ca. 700 km aufgehört zu reagieren. Was bleibt da dann anderes übrig als wieder Geld auszugeben! Denn man will es doch unbedingt irgendwie wissen und sich mit seinen Kräften der Geschwindigkeit anpassen. Dann fing es auch noch heftig an zu regnen. Ich musste aufgrund des Regens sogar ab 19 Uhr mit Licht fahren. Mit der nassen Bandage wurde mein Knie richtig gut gekühlt und die Schwellung ging zurück. Es waren noch 30km bis nach Ettal, wo eine Großtante von mir wohnte.
Nach einer ausgiebigen Dusche und drei bis vier Scheiben Brot mit Wurst habe ich mich noch ein wenig ins Wohnzimmer gesessen und berichtet, wie meine Tour bisher verlief.
Am nächsten Morgen bin ich erst um 10 Uhr erwacht und ärgerte mich, dass ich so lange geschlafen hatte. Als ich die Treppe hinunterging, merkte ich, dass das Knie nicht so richtig wollte. Also habe ich auf den Rat gehört und wir sind ins Krankenhaus gefahren. Der Arzt sagte, dass die Bänder nicht gefährdet sind und ich mein Knie weiter kühlen solle. Somit nutzte ich den Sonntag als Ruhetag und schaute mir das Formel1-Rennen (Michael hat gewonnen) an und Auszüge von der Tour de France (Lance war Etappensieger).
Ich ging schon um 20 Uhr ins Bett, um besonders fit für den nächsten Morgen zu sein. Schließlich rufen ab jetzt die Alpen! Der Brennerpass und andere Berge!
Um 8 Uhr erwacht und ohne Knieschmerzen nahm ich ein großes Frühstück ein und es gab mal wieder belegte Semmeln für unterwegs.
Wir haben dann noch einen Radladen gesucht, wo ich einen neuen Vordermantel bekommen konnte (der Mantel war schon ein wenig aufgeplatzt). Um 11Uhr ging es endlich weiter! War das ein tolles Gefühl wieder auf dem Rad zu sitzen!
Das erste Teilstück ging nur bergab. Das war mal angenehm! Aber wie immer kommt nach jeder Ab- auch wieder eine Auffahrt. Richtung Innsbruck hatte ich die Idee mal die Kniebandage abzulegen, denn was kühlt besser als ständiger Fahrtwind? Und ich hatte Recht behalten. Es ging immer besser. Aber wie so oft kamen wieder andere Probleme auf mich zu! Vor Innsbruck gab es Abfahrten die wohl so heikel sein sollen oder ähnliches das man da nicht mit dem Fahrrad fahren darf. Das sind aber nur kurze Stücke. Tja aber wenn ich doch keinen behindere, wo soll da das Problem sein. Außerdem bin ich sowieso schneller als die Autos wegen der Serpentinen. Also Augen zu und durch! Und es war ein unglaubliches Gefühl. Naja, bis ich dann auf einmal auf einer Art Autobahn war. Also schnell die vor mir liegende Abfahrt raus. Hat ja keiner gesehen. Vor dem Brenner dachte ich mir, dass man sich noch mit einem richtigen Essen stärken sollte. Also ab zu McDonalds! Ne Coke und ein McChicken sollten genug sein!
Nachdem die ersten Schilder mir den Weg Richtung Brenner andeuteten, habe ich vor mir einen Rennradfahrer abbiegen sehen, der auch ein Paar Meter in meine Richtung fuhr. Ich fragte ihn, ob ich hier auch mit dem Rad hoch zum Brennerpass komme. Daraufhin begleitete er mich und zeigte mir andere Wege, damit ich nicht ständig auf der Hauptstraße fahren muss. Vor dem Anstieg fuhr er zurück, weil es nach Regen aussah und er meinte noch, dass nach dem Brenner vom Wetter her alles besser sein würde.
Das merkwürdige während des Anstiegs war, das er mir nie wirklich schwer fiel. Er war zwar lang, aber ich konnte ein gutes Tempo für mich finden, um da hoch zu kommen. Denn die Priorität ist immer gleichmäßig hochzufahren. Eh ich mich dann versah, war ich in Italien! Wie sich das anhört: innerhalb von ein paar Stunden von Deutschland nach Österreich nach Italien! Und das mit dem RAD! Die Abfahrt war sehr erholsam. Sie war zwar nicht steil, aber schön lang. So konnte man ideal Kraft tanken.
Gegen 21:30 kurz vor Toblach habe ich meine letzte Übernachtungsstelle gesucht. Wo brennt denn Licht? Gefunden! Und jetzt nur noch Glück haben! Mir wurde eine offene Garage angeboten, sodass ich dort wunderbar mich mit meinem Schlafsack hinlegen konnte. Jetzt wundert man sich warum mir das gelegen kam, denn ich wollte wirklich früh am nächsten Morgen weiter, um so weit wie möglich zu kommen. Denn dies sollte mein letzter Tag werden, da ich in Kroatien Probleme bekommen würde über die Grenze zu kommen, da man mindestens 200 Euro in bar bei sich führen muss, wenn man mit dem Fahrrad zu ihnen rein fährt.
Somit bin ich dann morgens um 7:00Uhr losgefahren. Und mir war schweinekalt. Also lange Kleidung angezogen und ab die Post. Wo bekomm ich denn nun was zu essen her? Keiner der Ortschaften, die ich durchquert habe, hatte eine Bäckerei. Zumindest nicht an der Hauptstraße. Also ab zur Tankstelle und dort gleich mal fünf Croissants gekauft. Italienische! Sehr lecker! Aber sättigend? Mehr schlecht als recht, aber immer noch besser als nix. Dann noch Getränke gekauft und ab. Eh ich mich versah, war ich schon wieder in Österreich. Nach meiner Routenplanung sollte ich von Sillian aus nach Lienz fahren. Doch gab es da einen kürzeren Weg: die Landstraße 111. Aber das ich dafür mal eben ca. 800 Höhenmeter erklimmen muss, hatte ich nicht erwartet. Es ging einfach nur ständig steil bergauf. Bis ich irgendwann zwei Leute an einer Haltestelle fragte, welche Milch verkauft haben, auf welcher Höhe ich denn nun sei. Sie sagten das ich nun auf ca. 1600Meter über dem Meeresspiegel sei. Ein wenig erstaunt von der Höhe fragte ich dann, ob sie mir Milch verkaufen würden. Denn so eine Bauernmilch ist für mich schon als Kleinkind immer was besonderes gewesen. Letztendlich haben die beiden mich mit einem knappen Liter richtig leckerer Bauernmilch gesponsert. Nun einmal oben angekommen kann es ja nicht mehr so schlimm werden, oder? Schließlich ging es jetzt - wenn auch wellig - runter auf 700 Meter ü.M.. Dann kam der Plöckenpass. Diesen Pass habe ich unterschätzt. Er war härter als der Brenner! Der Anstieg ging 13km lang mit Steigungsspitzen von 17%. 10 von den 13km bin ich im Stehen hoch gefahren, da ich zu stolz war, das große Ritzel zu wechseln bzw. zu schalten. Aber ich bin hoch gekommen und ich war sozusagen heiß gelaufen. Nach den ersten 200 Metern der steilen Abfahrt wurde es extrem kalt: Jacke, Pulli und lange Hose angezogen und weiter. Zwischendurch dachte ich, dass mir die Finger abfrieren. Kein Wunder bei Spitzengeschwindigkeiten von 70km/h.
Bis kurz vor Udine hatte ich keine weiteren Probleme mehr. Die Landstraße, die auch meine Route angegeben hatte, konnte ich mit dem Rad wunderbar befahren. Udine! Mit Udine verbinde ich noch einen schmerzhaften Moment: eine Wespe hat mich angeflogen und wieso auch immer durch die Hose in meinen Oberschenkel gestochen. Ich hab geschrieen wie ein Mädchen! (soll keine Beleidigung sein, sondern nur die Höhe meiner Stimme wiedergeben). Ich schnell zu einer Tankstelle, um was zum Kühlen zu kaufen.
Nach Rücksprache mit meinem Cousin vereinbarten wir Triest als Treffpunkt. Die Sonne schien, es waren 30Grad und ich wurde nass! Vom Regen! Aber der stört ja nicht. Nun habe ich dann weiter meinen Weg gesucht Richtung Triest. Versehentlich kam ich auf die Autobahn. Also wieder runter. Etwa 10 km vor Triest kamen schon wieder Blitz und Donner. In einem Jazzlokal fand ich Unterschlupf
Das Gewitter hatte nun nachgelassen, der Regen zwar nicht, aber nass war ich ja eh schon! Und so machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof von Triest und traf dort meinen Cousin, der mich nach Kroatien mitgenommen hat.
Ich hoffe, das jeder der dies bis hierhin gelesen hat, einen kleinen Teil nachempfinden kann, dass es tolle Leute gibt und das zu Zeiten, wo man es kaum erwartet. Und denen gilt mein besonderer Dank. Denn ohne diese Leute wäre die Tour nur halb so schön gewesen! Was ich landschaftlich alles gesehen und erlebt habe, kann ich nicht beschreiben. Das muss man sehen, fühlen, riechen, schmecken... Für die Statistikfreunde: Erster Tag Tageskilometer: 244,32 km Tageszeit: 10:08 Std. Durchschnitt von: 24 km/h Max Geschwindigkeit: 67 km/h Zweiter Tag Tageskilometer: 208,75 km Tageszeit: 9:06 Std. Durchschnitt von: 23 km/h Max Geschwindigkeit: 73 km/h Dritter Tag Tageskilometer: 202 km Tageszeit: 9:45 Std. Durchschnitt von: 21 km/h Max Geschwindigkeit: 73 km/h Vierter Tag Tageskilometer: 180 km Tageszeit: 9:00 Std. Durchschnitt von: 20 km/h Max Geschwindigkeit: 62 km/h Fünfter Tag Tageskilometer: 220 km Tageszeit: 10:00 Std. Durchschnitt von: 22 km/h Max Geschwindigkeit: 73 km/h Sechster Tag Tageskilometer: 250 km Tageszeit: 11:00 Std. Durchschnitt von: ca. 23 km/h Max Geschwindigkeit: 69 km/h Ungefährer Gesamtschnitt Gesamtkilometer: ca. 1305 km Gesamtzeit: ca. 59 Std Gesamtschnitt: ca. 22 km/h
|